Islands Wort des Jahres 2018

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Islands Wort des Jahres 2018

Zum vierten Mal hat Island sein Wort des Jahres gewählt. Dieses ist 2018 besonders in Erscheinung getreten, neu, oder ist im Zusammenhang mit politischen oder gesellschaftlichen Entwicklungen häufiger gefallen als in den Jahren zuvor.

The winner is…. plokka ! Das Verb stammt aus dem Schwedischen, existiert aber in anderer Bedeutung (‚pflücken‘, ‚rupfen‘) bereits im Isländischen. 2018 beschrieb es das Joggen mit dem Müllsack, also das Misteinsammeln beim Laufen. Bei all dem durch Wind verblasenen Mist ist plokka jedenfalls ein hehres Unterfangen.

Plokka wurde aus einer Shortlist aus 12 Wörtern ausgesucht. Diese stützt sich auf eine Datenbank von 1,3 Milliarden Wörtern. Auch andere Länder Nordeuropas küren übrigens ihr Wort des Jahres.

Da andere Kandidaten, die den Zieleinlauf geschafft haben, nicht weniger interessant sind, stelle ich hier ein paar vor:

Skjáfíkn ist Bildschirmsucht – wörtlich und inhaltlich. F

Borgarlína (‚Stadtlinie‘) ist eine schon vor ihrer Installierung viel Aufsehen erregende, Neugestaltung des öffentlichen Verkehrs in Reykjavík.

Vefkaka heißt auf Deutsch cookies, wörtlich übersetzt jedoch ‚Gewebekuchen‘, mit Bedeutung ‚Internetkuchen‘. Der isländische Rundfunk hat seine eigene Wortschöpfung vafrakaka eingereicht – ebenfalls ein Netzküchlein, allerdings von vafur ‚das Surfen im Internet‘ abgeleitet. Eine dritte Variante für cookies gibt es im Isländischen – fótspor, die ‚Fußspur‘, die jeder Nutzer hinterlässt, wenn er durch und zwischen den Seiten navigiert.

Hierzu passt auch das Wort bálkakeðja , ‚Blockchain‘, das sich aus ‚Textblock‘ und ‚Kette‘ zusammensetzt. Schon der arme bálkur (m.) allein schleppt sich ganz schön ab: Das Wort kann je nach Kontext ‚Trennwand in einem Stall‘, ‚Bettstatt‘, ‚aufgeschichtete Mauer‘ bedeuten, neuerdings treibt sich der bálkur also als Glied der Blockchain auch im Internet herum.

Für das deutsche (kl. Scherz, Anm.) Wort Agenda Setting haben die Isländer ein eigenes Wort kreiert, das dagskrárvald  heißt und auch in die engere Auswahl gekommen ist. Wörtlich übersetzt heißt es ‚Macht des Programms‘. Aufgekommen ist dagskrárvald als Folge eines Skandals: Im Spätherbst 2018 saßen ein paar Parlamentarier in einer Bar zusammen und vergaßen nach ein paar Drinks ihre guten Manieren, machten sich über andere Mitglieder des Parlaments lustig und schimpften vor sich hin – unter anderem zogen sie über Behinderte her. „Dummer weise“ wurde ihr Gespräch von einer Barbesucherin aufgezeichnet. Damit landete ihr feuchtfröhlicher Abend ganz oben auf der Medienagenda. (Übrigens existiert laut Wikipedia das deutsche Wort Agendasetzung.  Kennt das jemand von Euch?)

Die anderen Wörter der Liste – jedes einzelne ein Prunkstück – folgen demnächst. Das Tagwerk ruft!

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